St. Luzia in Altenilpe (entnommen aus der Woll-Ausgabe 41, Juli 2021)

Die Woll-Zeitschrift berichtete im Sommer in einem mehrseitigen Artikel über unsere Kirche. Wir dürfen den Artikel verwenden. Vielen Dank dafür an Frau Wiethoff-Hüning, Herrn Hoffe, Herrn Kappest und Frau Bücker!


Bilder von Klaus Peter Kappest und Heidi Bücker mit freundlicher Genehmigung des Woll-Verlags.
Bilder von Klaus Peter Kappest und Heidi Bücker mit freundlicher Genehmigung des Woll-Verlags.

Schon um 1600 wird eine einfache Kapelle in Altenilpe erwähnt, dort wo heute die Kirche steht, doch war diese wohl sehr bescheiden, „wie ein Stall gebaut und […] wenig gut erhalten“, klagte 1737 der Pfarrer, obwohl Auszüge aus Kirchenbüchern belegen, dass Einwohner aus Altenilpe und Sellinghausen jährliche Abgaben an die „St. Jodokus“ zu entrichten hatten. Nach deren Abriss 1888 baute man 1890 eine größere Kapelle, zu Ehren der heiligen Luzia.

 

Doch gehörten die beiden Dörfer weiterhin zur Gemeinde Dorlar. Der Gang zu den Gottesdiensten bei Wind und Wetter sowie schlechten Wegeverhältnissen war mühsam, sodass zunehmend der Wunsch nach einer eigenen Kirche entstand. Das Jahr 1920 brachte die Idee ein großes Stück weiter, indem sich die Dorfbewohner mit Unterstützung des Schulleiters der Rektoratsschule Fredeburg, Dr. Friedrich Albert Groeteken (1878–1961), beim Bischöflichen Generalvikariat für die Gründung einer eigenen Pfarrei aussprachen. Es ist bewundernswert, welche Verpflichtungserklärung die Dorfbewohner auf sich genommen haben, sowohl finanzieller Art als auch durch Arbeitsstunden. So konnte im März 1921 mit der Erweiterung der Kapelle zu einer Kirche begonnen werden, geleitet vom aus Dorlar stammenden, in Köln ansässigen Architekten Franz Borgard. Die alte Kapelle wurde zum jetzigen Eingangsbereich – zwei Spitzbogenfenster an den Kirchenwänden sowie ein kleiner Glockenturm sind gut zu erkennen –, an den sich eine kleine Hallenkirche mit einem weiteren kleinen Glockenturm über dem Chorraum und einer polygonalen (vieleckigen) Apsis anschließt. Für den Umbau unter Leitung des Bauunternehmers Josef Plett und des Maurermeisters Josef Schulte, beide aus Altenilpe, kamen 350 m³ Bausteine unentgeltlich aus der Schiefergrube aus Sellinghausen, das Bauholz lieferten die Bewohner, welche auch Arbeitsstunden ehrenamtlich leisteten, ein großer Kraftakt für alle Bewohner aus beiden Dörfern! Auch die Innenausstattung wurde zum größten Teil durch Spenden der Gemeindemitglieder ermöglicht.

Bereits nach acht Monaten konnte die schiefergedeckte Kirche „St. Luzia“ fertiggestellt und durch Pfarrer Kaufmann aus Dorlar geweiht werden. „Der 8. November war ein seltener Ehrenund Freudentag für unsere kleine Gemeinde. Der ganze Ort und vor allem die kleine schmucke Kirche prangte im Fahnenund Kranzschmuck“, schrieb 1921 die Mescheder Zeitung vor der Kirchweihe.

Die Kirche mit ihren zwei Glockentürmen ist eine besondere geworden – mittlerweile u.a. als bemerkenswertes Zeugnis des Kapellenbaus im Sauerland denkmalgeschützt – und präsentiert sich nach regelmäßigen Erhalts-Renovierungen so: Es handelt sich um einen weiß verputzten kleineren Hallenbau aus Bruchsteinen mit drei Jochen im Rundbogenstil, wobei die kleinen quadratischen Seitenkapellen jeweils aus einem Joch bestehen, die ebenso wie der Chorraum durch Vierkantpfeiler abgesetzt sind. Zugunsten eines Sakristei-Anbaus 1939 wurden zwei Fenster aus der Apsis entfernt, was der ruhigen Schönheit der Kirche jedoch nichts anhaben kann. Im Zentrum steht der spätbarocke Hochaltar, dessen Herkunft unklar ist, der aber noch aus der alten Kapelle von 1890 stammt. Schön ist, dass der Unterbau des Hochaltars, welcher im Zuge der Liturgieerneuerung in den 1960/70er Jahren ebenso entfernt worden war wie die zwei Seitenaltäre, die Kommunionbank und die Kanzel, bei der Renovierung der Kirche 2004 original nachgebaut worden ist. Die in der Mitte des Altars stehende St. Luzia-Statue, eine geschnitzte und bemalte Holzfigur, und die Madonnenikone, ein Ölgemälde auf Leinwand, sind auch aus der alten Kapelle. Den Zelebrationsaltar mit der Kredenzplatte sowie den Ambo hat Bildhauer Vielstädte aus Herzebrock gefertigt. Sie sind aus Anröchter Dolomitstein gehauen. In einer Nische im Fuße des Altars ist hinter einem geschmiedeten Bronze-Ziergitter der Schrein des Hl. Benignus eingelassen.

Neben acht Heiligen-Namen in den Fensterlaibungen, einem Taufstein und dem Beichtstuhl ist der Innenraum seit 1937 durch die Orgel geprägt. Die schmale Empore wurde erweitert und die Deckenhöhe angepasst. Das Instrument stammt von der Orgelbaufirma Stockmann aus Werl, wobei die Finanzierung derselben samt Einbau für die Dorfbewohner wohl nicht leicht aufzubringen war, aber die Orgel als Schmuckstück der Kirche war den Bewohnern sehr wichtig. Insgesamt wirkt der Kirchenraum ruhig und harmonisch. Die terrakottafarbene Gestaltung der Vierkantpfeiler und der Rundbögen sowie der Malereien in den Fensterlaibungen, insgesamt mit zwei verschiedenen Blautönen abgesetzt, nimmt sich zurück und schafft eine warme Atmosphäre, wobei drei zierlich und schwungvoll gemalte Kaligraphien in den Gewölben auffallen.

Auch die Gestaltung der Außenanlagen ist ansprechend und gepflegt. Bereits in den 70er Jahren kümmerte man sich um Rasenflächen mit Stauden und Gehölzen. In neuerer Zeit wurden diese ergänzt durch einen Spielplatz mit Schaukeln, Wippe, Sandkasten und Wasseranlage nahe der Ilpe, die oberhalb des Dorfes entspringt.

2021 erstrahlt St. Luzia zum 100-jährigen Jubiläum in neuem Glanz, innen und außen frisch renoviert. Obwohl die letzte Renovierung erst vor 17 Jahren stattfand, galt es, Risse im Mauerwerk auszubessern und die Farben aufzufrischen. Auch Figuren wurden gesäubert und die ursprünglichen Farben der Madonnenikone und somit ihre gesamte Ausstrahlung kommen nach einer fachgerechten Restaurierung wieder richtig zur Geltung.

Die Dorfbewohner hoffen, trotz der Coronapandemie eine Festmesse feiern und ihre schöne kleine Kirche, die sie auf besondere Art und Weise mit ihren gläubigen Vorfahren verbindet, wieder schmücken und für alle öffnen zu können. Dann werden hoffentlich auch wieder die Böllerschüsse zu hören sein, die zu besonderen Anlässen, so auch bei der Kirchweihe 1921, von den Schützen abgefeuert werden!

Quellen:

  • Kalender „Denkmal des Monats“ Juli 2021 „Historische Stadt- und Ortskerne NRW der Regionalgruppe Südwestfalen
  • Chronik St. Luzia Altenilpe – Glaube verbindet – 1921 – 2001
  • Gespräch mit Hermann-Josef Linhoff (geschäftsführender KV-Vorsitzender), Altenilpe und Andreas Schauerte, Sellinghausen

Kontakt

Dorfverein Altenilpe

57392 Schmallenberg

MAIL: Info-Altenilpe@web.de